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Das Bodenlosz-Archiv

Das Bodenlosz-Archiv

Schlagwort-Archiv: Lockdown

Notizen aus der Zeit des Wartens

07 Sonntag Mär 2021

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 5 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, Frühling, Geduld, Isolation, Kälte, Lockdown, Winter

Zu Beginn des langen Winters richteten wir uns zu Hause ein. Wir entdeckten komplizierte Gerichte, die wir stundenlang zubereiteten. Wir spielten, lasen, meditierten. Wir ermutigten uns gegenseitig. 

Wir winkten den Menschen vom Winterdienst und stellten ihnen heiße Getränke vor die Tür. Sie schoben ihre Gesichtsmasken kurz hoch, packten die Tassen mit dicken Handschuhpranken und tranken hastig, bevor sie weiterzogen. 

Wir hatten mit einigen Wochen gerechnet, doch der Winter blieb. Schneestürme fegten durch die Gärten. Eiskristalle funkelten an den blattlosen Ästen. 

Wir standen am Fenster. Wir kochten immer seltener. Wir stellten kaum noch heiße Getränke hinaus. Oft winkten wir nicht einmal, wenn der Winterdienst kam. 

Schließlich stellte sich ein trügerischer Frühling ein. Die Meteorologen warnten. Draußen würden wir sofort erfrieren. Wenn wir es schafften, uns ins Innere zu retteten, würden Eisblumen in unseren Lungenflügeln blühen. Sie würden uns den Atem rauben. 

Wir hörten zu. Doch draußen lockte die Sonne. Wir legten die Handflächen an die Fensterscheiben und suchten nach Wärme. Wir kniffen die Augen zusammen und hielten die Gesichter in die Sonne. 

Wir sahen Tote in den Nachrichten. Starr in einer Bewegung gebannt, die Gesichter übereist. Zweifel wurden laut. Hinter den Fenstern wärmte der Sonnenschein. War der Winter längst vorbei? Wollten sie uns mit Lügen ewig ins Haus verbannen?

Heute morgen lief eine von uns hinaus in den Garten. Sie trug eine Strickjacke über einem Frühlingskleid und eine dünne Strumpfhose. Nach wenigen Metern fiel sie zu Boden. Eis überzog sie wie eine Glasur. Ich half, sie vom Boden zu lösen. Nun wächst das Eis in meiner Lunge. 

Geduld ist eine harte Prüfung. Wir wissen nicht, ob wir sie bestehen werden. Der Sonne lockt uns in den Garten und unser Wunsch nach Frühling trübt den Verstand.    


Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt erden. Die Wörter lauteten Strickjacke, trügerisch und entdecken. Gespendet hat sie Sabine (auch als Frau Flumsel bekannt) mit ihrem Blog wortgeflumselkritzelkram.

Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Vielen Dank für die Inspiration, Sabine und Christiane!

Diebische Gesellschaft

07 Sonntag Feb 2021

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 5 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, Elster, Isolation, Lockdown

Zetermordio schreit die Elster. Sie wühlt den Blumenkasten um. Erdbrocken fallen auf den Balkonboden. Sie schaut anklagend Richtung Balkontür. Der Schatten dahinter hat sie bestohlen, sie weiß es genau. Sie schreit wieder. Dann gräbt sie mit dem Schnabel noch tiefer.

Frau Zusel lacht. Jeden Tag kommt die Elster auf den Balkon. Ihr einziger Besuch zurzeit. Frau Zusel legt Schätze aus. Die Elster kann nicht widerstehen. Alles, was glitzert, hat es ihr angetan. Sie pirscht sich an, schaut sich misstrauisch um, schnappt nach dem Schatz und trägt ihn weg. 

Anfangs hat Frau Zusel die Schätze offen ausgelegt, dann immer versteckter. Erst lag ein Blatt über dem glitzernden Köder, dann stülpte sie ein Glas darüber, das die Elster umwerfen musste, um an das Schmuckstück zu gelangen. Den letzten Ring hat sie tief im Blumenkasten vergraben. 

Manchmal ertappt sie die Elster dabei, wie sie sie beim Verstecken der Beute beobachtet. Der Vogel sitzt hinter dem Schornstein und lugt daran vorbei. Dann wieder hockt er im hohen Baum und wendet Frau Zusel scheinbar uninteressiert den Rücken zu. Doch aus dem Augenwinkel hat er alles im Blick. 

Es ist ein Spiel und es scheint beiden zu gefallen.  

Frau Zusel arbeitet von zu Hause aus und ist zumeist allein. Eigentlich macht ihr das nichts aus. Aber sie vermisst es, ins Café zu gehen oder durch die Läden zu streifen. Kino und Theater, daran versucht sie gar nicht zu denken. Sie macht das Beste draus. 

Sie hat begonnen, Brot zu backen, und wieder damit aufgehört. Einen Brotteig kann sie kneten, er geht auf oder nicht, aber die Gespräche mit ihm sind ihr zu einseitig. Sie hat im Internet eine Webcam gefunden, die das Innere eines Cafés zeigt. Ein geöffnetes Café. Wie früher. Sie hat den Lautsprecher angeschlossen, damit der Sound satter ist. Ab und zu gurgelt die Espressomaschine, sonst sind die Geräusche gedämpft. Frau Zusel weiß nicht, ob die Szenen eine Inszenierung sind. Es ist ihr egal. Das echte Leben findet zurzeit nicht statt, also nimmt sie mit der Simulation vorlieb. 

Die Elster hackt verzweifelt auf die Erde im Blumenkasten ein. Frau Zusel hat ein schlechtes Gewissen. Sie dachte, die Elster sei nicht so leicht zu erschüttern. Doch sie ist vollkommen außer sich. Frau Zusel ist eine weichmütige Frau, die keine Elster leiden sehen kann. Sie zieht ihre orange Warnweste an – warum weiß sie selbst nicht, es ist eine ironische Geste ohne Publikum – und geht auf den Balkon. Sie muss die wütende Elster mit beiden Armen vom Balkonkasten scheuchen. Sie fischt den Ring aus der Westentasche und versenkt ihn in der Erde, aus der sie ihn vorher heimlich entfernt hat. Als sie sich umdreht, schaut sie der Elster direkt in die Augen. Sie duckt sich und rennt in die Wohnung zurück. Der eisige Blick der Elster folgt ihr. Dann springt die Elster auf den Blumenkasten, zieht mit einem Schwung den goldenen Ring hinaus und fliegt davon. 

Frau Zusel bleibt zerknirscht zurück. Wird die Elster ihr verzeihen? 


Diese ABC-Etüde ist eine Extraetüde. Fünf (hier sechs) der Wörter Zetermordio, weichmütig, backen, Lautsprecher, orange (NICHT die Frucht, die Farbe) und erschüttern. Gespendet haben sie spendeten Ludwig Zeidler und Ulrike von Blaupause7.

Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Vielen Dank für die Inspiration, Ulrike, Ludwig und Christiane!

Strange Spring – Stories We Wrote in Self-Isolation

22 Dienstag Dez 2020

Posted by Nina Bodenlosz in Schreiben, Veröffentlichen

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Schlagwörter

Anthologie, Corona, Covid-19, Erzählung, Isolation, Lockdown, Veröffentlichung

Direkt vor Weihnachten ist eine Geschichte von mir erschienen, und zwar auf Deutsch und in englischer Übersetzung.

Hier folgt der Anfang der deutschen Version. Wer wissen will, wie es weitergeht – das E-Book ist seit heute zu erwerben (mehr dazu – siehe unten).

Wer gar nicht auf Englisch lesen kann oder möchte, aber auf jeden Fall die deutsche Version meines Textes lesen möchte: Bitte schreibt mir einen Kommentar, dann finde ich eine Lösung 🙂


Grey Matter | Grau von Nina Bodenlosz

Eine kleine Wolke steht am Himmel. Niemand achtet darauf. Die Wolke teilt und verdoppelt sich, wie ein Ei, das zu einem Embryo werden wird. Sie breitet sich exponentiell über den Himmel aus. Sie wächst zu einer dichten Decke aus Schaum. Mehr und mehr Wolkenblasen pressen sich zwischen Horizont und Horizont. Der Himmel kann sie nicht fassen.

Als Susanna morgens aus dem Fenster sah, war der Himmel besetzt mit kleinen Plüschwölkchen. Eine gigantische Turteltaube schien über der Erde zu brüten. Es war so dunkel, dass sie das Licht anschaltete. Nach der Dusche schwitzte sie gleich wieder. Ihre Haut wurde nicht trocken. Sie klebte feucht aufeinander. Die Haare hingen klamm hinunter. Sie atmete tief und versuchte, es mit Fassung zu tragen. Immerhin war dieses Klima vorteilhaft, die aufgequollene Haut zeigte keine Falten. (…)

Die Wolkendecke schluckte die Geräusche. Als hätte eine außerirdische oder göttliche Macht die Erde mit einer Daunendecke zugedeckt. Weggepackt. In Quarantäne geschickt. Sogar die Krähen im Hinterhof dämpften ihre Schreie. Die kleineren Vögel flatterten müde umher und gaben keinen Ton von sich. Nur die Tauben gurrten Tag und Nacht. Nicht nur im Hof, auch in den Straßen hörte man sie. Sie wurden von der aufgeplusterten Wolkendecke angeregt. Erkannten sie sich darin voll Vorfreude wieder?

(…)

Das Buch:
Strange Spring – Stories We Wrote in Self-Isolation
Collected by Anette Pollner

Das Strange Spring ist eine Sammlung von Texten aus dem Frühjahr 2020. 13 Autor*innen, verteilt über den Globus, isoliert in verschiedenen Varianten von Lockdown und Kontaktbeschränkung und verbunden über das Internet, fanden Worte und Bilder für das, was um sie herum und in ihrem Inneren geschah.

Das Buch ist in englischer Sprache, nur mein Beitrag wurde sowohl auf Deutsch als auch in englischer Übersetzung aufgenommen.

Strange Spring ist eine faszinierende Kollektion vielfältiger Texte, die eines verbindet: Sie wurden in einigen Wochen im Frühling 2020 geschrieben, der für alle von uns ein sonderbarer Frühling in einem sonderbaren Jahr war.

Das E-Book findet sich hier: https://www.amazon.de/dp/B08R44JD9M

Das Buch gibt es nur bei Amazon, in ein paar Wochen auch als Taschenbuch. Das E-Book kann mit allen Geräten gelesen werden, es kann auch für andere Reader in ein entsprechendes Format umgewandelt werden. Kostenpunkt: 2,69 EUR.

Die Workshops

Zusammengerufen hatte uns Anette Pollner. Mit ihrer Methode „Writing from the Uncoscious Mind“ führte sie uns in einer Reihe von Workshops in das Reich unserer Imagination, lud uns ein, uns von unserem Alltagsdenken zu lösen und tiefer zu tauchen. Was wir geschöpft hatten, tauschten wir in einem geschützten Rahmen aus. In diesem Freiraum für Imagination, Echo und Unterstützung entstanden poetische, verrückte, phantastische und realistische Texte.

Die Workshop-Sprache war Englisch, aber wir schrieben in unterschiedlichen Sprachen. Ich zum Beispiel auf Deutsch.

Mehr zu Anettes Workshops findet sich hier:
https://verystoryltd.wixsite.com/writingfireandice/online-workshop-may-2020

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