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Das Bodenlosz-Archiv

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Schlagwort-Archiv: Hoffnung

Flickwerk

06 Sonntag Feb 2022

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 3 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, Flickwerk, Hoffnung, Nähen, Vergeblichkeit

Der Faden stockte. Sie zog vorsichtig daran, aber er steckte fest. Ein Knoten hatte sich gebildet. Seufzend machte sie sich daran, ihn aufzudröseln. Der Faden war rauh. Fasern hatten sich gelöst und machten es schwer, die Stiche sauber durch den Stoff zu führen. 

Wahrscheinlich wäre es am besten, alles aufzutrennen und von vorne zu beginnen. Mit einem neuen, frischen Faden, der wie Butter durch das Gewebe glitt. 

Bei den anderen sah es immer so aus: mühelos, gleichmäßig und perfekt. Ein Stich saß exakt neben dem anderen und die Teile fügten sich lückenlos ineinander. 

Ihr Werk bestand aus groben Flicken, von unebenen Stichen zusammengehalten. Fadenenden hingen heraus und ständig platzten die Nähte auf. So sehr sie sich mühte, das Material kämpfte gegen sie. 

Man hatte sie gelehrt, auf die Details zu achten. Jeder einzelne Stich führt dich ins Himmelreich. Sie hatte nicht daran gezweifelt. Sie hatte eifrig geübt, auch wenn ihre Probestücke immer wieder von den Weisen aufgetrennt wurden. Unverdrossen nähte sie weiter, immer aufs Neue. Legte Stich neben Stich, gab sich dem Rhythmus hin. Aufzugeben wäre unverzeihlich. 

Manchmal erlaubten ihr die Weisen, tagelang weiterzuarbeiten. Ihre Nähte schienen zu genügen. Sie schöpfte Mut und arbeitete schneller. Der Hoffnungsschimmer lockte sie voran. Sie strich mit den Fingerspitzen über ihre Arbeit. Morgen würde sie das Werk vollenden. Alle Stücke hätten ihren Platz gefunden und ergäben einen Sinn. Sie ging zufrieden schlafen, im Reinen mit sich. Erwartung knisterte in ihren Gedanken, als sie erwachte. 

Auf dem Arbeitstisch lag hingeworfen ein wildes Knäuel von Garn und zerrissenen Flicken, die Nähte nicht aufgetrennt, sondern zerfetzt und zerschlissen. Quer hindurch klaffte ein wütender Schnitt, in dem noch die rostige Schere steckte, das Maul weit geöffnet.

Die anderen hockten still über ihre Arbeit gebeugt. Sie blickten nicht auf, selbst als sie schrie. Sie stießen unentwegt die Nadeln durch den Stoff, in gleichmässigem Rhythmus. Sie warteten.

Bis sie still wurde.

Bis ihre Tränen erstickten.

Bis sie sich setzte.

Bis sie den Faden durch das Öhr führte und die Nadelspitze in den ersten Flicken spießte.

Bis sie Kopf senkte und wieder im Chor mit den anderen arbeitete.

Erwartungslos. Hingegeben an die Vergeblichkeit.


Dies ist eine ABC-Etüde oder besser gesagt eine Extratüde für die fünfte Woche, die im Januar begann.

Fünf Wörter mussten in einen Text von maximal 500 Wörtern eingefügt werden. Zur Wahl standen die Wörter der Januar-Etüden, nämlich: Hoffnungsschimmer, unverzeihlich, nähen, Wackelpudding (nicht verwendet), unverdrossen, knistern. Die Wörter im Monat Januar spendeten Ludwig Zeidler und Tanja mit ihrem Blog Stachelbeermond.

Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Den Abgabetermin am 5. Februar habe ich knapp verpasst. Aber die Etüde sollte dennoch fertig werden.

Herzlichen Dank für die Inspiration, Ludwig, Tanja und Christiane!

Erlösung

21 Sonntag Apr 2019

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 9 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, abgruendig, Hoffnung, Tulpen, Wunder

Wurzeln; Grafik: K. Pollner

Den Nachmittag verbrachte Frau Kalupke auf den Knien, um Tulpenzwiebeln zu setzen. Am nächsten Morgen zog Herr Kalupke die Zwiebeln wieder heraus, als seine Frau bei der Arbeit war.
Er verabscheute Tulpen. Spießige und plakative Blumen für Menschen ohne Tiefgang waren das.
Frau Kalupke hatte wohl gedacht, auch er wäre so. Deswegen hatte sie sich vermutlich in ihn verliebt. Als hätte er etwas mit einer Tulpe gemeinsam. Mittlerweile hielt sie ihm vor, er sei zu kompliziert und pflege einen abgründigen Humor.
Kurzweilig waren immerhin die Frühlingstage, an denen sie mit zunehmender Verzweiflung nach draußen starrte und wartete. Was hatte sie bloß falsch gemacht? Sie studierte und recherchierte. Nie war sie ihm auf die Schliche gekommen. Jahr um Jahr pflanzte und harrte sie vergebens.
Manchmal tat sie ihm fast leid. Er überlegte, ihr im nächsten Jahr eine einzige Tulpe zu lassen. Es wäre die Auferstehung ihrer Hoffnung.
Und er hätte das Wunder vollbracht.

 


Eine ABC-Etüde zu den Wörtern: Tulpenzwiebel, kurzweilig und auferstehen. Diese drei Wörter sollten in einem Text von maximal 300 Wörtern sinnvoll eingesetzt werden.

Die Wörter gespendet hat Veronika und ihrem Blog Vrojongliert. 

Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ schlägt alle zwei Wochen neue Wörter vor und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle die etüdisieren möchten.

Vielen Dank für die Inspiration an Christiane und Veronika, die Wortspenderin!

 

Freifrieren

21 Donnerstag Dez 2017

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, Advent, Frieren, Frost, Hoffnung, Stress

Stress; Grafik: K. Pollner„Du bist eine Frostbeule“, sagte die Kollegin.

Sie sagte nichts, krümmte sich nur noch enger zusammen.

„Ich verstehe nicht, warum du mit nach draußen kommst, wenn du so frierst.“

Sie wusste auch nicht, warum sie hier stand und zuließ, dass ihr Körper zu sprödem Eis gefror.

„Dabei rauchst du gar nicht“, fügte die Kollegin hinzu und zündete sich eine zweite Zigarette an.

Die eisige Luft biss die Gedanken weg.

Drinnen im kuschelwarmen Büro hackten Erwartungen auf sie ein, hockten auf ihrer Schulter und gruben die Krallen tief in ihr Fleisch.

Stress klang so steril, nein, das, was sie hetzte, war kein Stress, sondern eine wimmelnde Meute aus Wollen und Sollen und Fürchten und Müssen.

Im kalten Wind wurde es still; sie hob den Kopf und hielt Ausschau nach der Hoffnung, die sie eines Tages wegtragen würde auf einem weißen Pferd.

Der Kollegin konnte sie das nicht erklären, also zuckte sie mit den Achseln, lächelte und schwieg.


Hinter der sechsten Tür in meinem erratischen Adventskalender verbarg sich diese Kürzestgeschichte. Sie entstand wiederum aus drei Wörtern, diesmal Frostbeule, Stress und Hoffnung.

Eingeladen zu den Adventsetüden Etüden hat nach wie vor Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ (Schreibeinladung für die Adventswochen). Merci!

Für den Advent hat sie 24 Wörter vorgegeben, aus denen man je drei wählt, um draus eine Kürzestgeschichte mit maximal 10 Sätzen zu bilden.

 

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