“Kürbis, immer nur Kürbis”, maulte Paul. Er verrührte das Herz aus Kürbisöl, das seine Mutter auf die Suppe gekrakelt hatte, zu einer wilden Strichzeichnung. Sie erinnerte an eine zerstückelte Frau von Picasso.
“Ist ganz viel Karotte drin”, sagte Johanna. “Und Ingwer.”
“Kürbissuppe bleibt Kürbissuppe”, sagte der Sohn. Er probierte, verzog das Gesicht, aber er aß. Zum Glück überwog bei ihm letztlich der Appetit.
“Nachher gibt es Schokoladenkuchen”, versprach sie.
“Den mit der Roten Bete drin?”
“Wenn du es nicht wüsstest, würdest du es nicht schmecken.”
“Ich weiß es aber. Und die Küche war mit roten Flecken übersät. Du hättest den Tatort besser reinigen sollen.”
“Dann ess ich den Kuchen alleine.”
“Hmm.”
Johanna redete über etwas anderes. Kürbis und Rote Bete waren zurzeit ein kitzliges Thema, zu dem Paul blumige Ausdrücke einfielen. Es hatte keinen Sinn, darüber zu streiten. Er würde sich später heimlich ein Stück Kuchen holen und das war in Ordnung.
Draußen im Hof leuchtete der Kürbisberg in der Novembersonne. Die schweren, prallen Früchte gaben die Sommersonnenfarben wieder. Eine Wonne.
Und doch hatte der Berg etwas Drohendes: Hektoliter dickflüssiger Kürbispampe, die ihre Kehle hinabfließen wollten. Kürbis-Flammkuchen, Kürbisauflauf, Kürbisspalten, Kürbisragout, Kürbis blieb doch irgendwie Kürbis. Paul hatte recht. Dazu kam die Rote-Bete-Schwemme. Sie liebte die tiefrote, satte Farbe, den erdigen Geschmack. Aber mehrmals die Woche wollte sie das Zeug nicht hinunterwürgen.
Sie bot ihre Ernte den Leuten an, die auf ihren Wochenendausflügen vorbeikamen. Die schönsten Exemplare waren auf der Mauer aufgereiht. Von dem Geld könnte sie andere Lebensmittel kaufen. Aber es gab zu viele Kürbisse und Beten. In jedem Dorf wurden sie für Spottpreise angepriesen. Manche verschenkten sie schon.
Wenn kein Wunder geschah, dann lag vor ihnen ein langer Kürbiswinter, garniert mit Roter Bete. Ein Alptraum in leuchtenden Farben.
Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt werden. Die Wörter stiftete diesmal Christian mit seinem Blog wortverdreher. Sie lauten: Die Wörter lauteten Kürbis, kitzlig und krakeln.
Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.
Herzlichen Dank für die Inspiration, Christian und Christiane!