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Das Bodenlosz-Archiv

Das Bodenlosz-Archiv

Archiv des Autors: Nina Bodenlosz

Stachelig

02 Samstag Jul 2022

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 9 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, Wespe, Stachel, Sich wehren, Wespenstich, Reinkarnation

„Nach meiner Wiedergeburt möchte ich eine Wespe sein.“

„Du steckst deine Ziele nicht hoch.“

„Was hast du gegen Wespen?“

„Sie stechen.“

„Eben.“

„Eben was?“

„Sie stechen, wenn ihnen etwas nicht passt.“

„Das findest du gut?“

„Ich wünschte, ich würde mich wehren, wenn mir etwas gegen den Strich geht. Nicht hadern und zweifeln und nachgeben oder nicht nachgeben, aber ein schlechtes Gewissen haben, nein, mich wehren und gut ist.“

„Gut ist? Mich hat gestern so ein Biest gestochen.“

„Oh.“

„Ich spürte etwas Kühles am Handrücken, wischte es weg und schon hatte ich den Stachel drin. Hat gebrannt wie Hölle und mir war stundenlang blümerant.“

„Du Arme.“

„Willst du immer noch eine Wespe sein?“

„Naja.“

„Siehst du!“

„Wenn man es aus der Perspektive der Wespe betrachtet, hatte sie einen guten Grund, zu stechen. Sie fühlte sich bedroht.“

„Ich wollte ihr nichts tun.“

„Du bist riesengroß und hast nach ihr geschlagen.“

„Bin ich jetzt schuld?“

„Es war Pech.“

„Wespen provozieren solche Situationen. Da fliegt schon wieder eine um uns herum. Die tanzt uns förmlich an. Jetzt ist sie an deinem Ohr.“

„Atme sie nicht an. Das Kohlendioxid regt sie auf.“

„Dann soll sie mir vom Leib bleiben.“

„Wir sind klüger und müssen aufpassen.“

„Du tust so, als hätte ich die Wespe gestern grob fahrlässig zu ihrem Stich verleitet.“

„Nein. Aber die Wespe war auch nicht schuld. Sie wollte sich schützen. Und das wünsche ich mir auch, dass ich mich schütze, selbst wenn ich dazu den Stachel ausfahren muss.“

„Ich hab die Wespe gestern übrigens zerquetscht mit meinem Schlag.“

„…“

„Das hätte ich vielleicht nicht erwähnen sollen. Sorry. Es war eine Tat im Affekt. Und es war nur eine Wespe und nicht deine Reinkarnation, denn du stehst hier vor mir als Mensch.“

„Schon gut.“

„Oh nein, nicht dieser Blick.“

„Bis bald.“

„Hallo? Bleib hier!“


Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt werden. Die Wörter lauteten Wiedergeburt, blümerant und antanzen und wurden gespendet  von Donka mit ihrem Blog OnlyBatsCanHang.

Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Herzlichen Dank für die Inspiration, Donka und Christiane!

Reinigungskur

18 Samstag Jun 2022

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 4 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, Aufbruch, besenrein, Freiheit, Trennung, Yachtclub

Dorothee klickte auf Senden. Weg war die Mail, lag schon im Briefkasten des Yachtclubs und würde am Montag von der Bürokraft geöffnet werden. 

„Besenrein“, dachte Dorothee. 

Sie hatte ihr Leben ausgeräumt und alles, was zu ihrer Beziehung zu Peter gehört hatte, sauber abgetrennt und in den Sperrmüll gegeben. Zurück blieb zwar nicht ihr altes Ich, sieben Jahre waren zu lange, um dieselbe zu bleiben, aber doch immerhin ein Ich, mit dem sie sich im Reinen fühlte. 

Den Austritt aus dem Yachtclub hatte sie sich bis zuletzt aufgehoben, obwohl dieser Höllenort ihr am meisten zuwider gewesen war. Ihn zu verlassen symbolisierte so wunderbar ihren Aufbruch in neue Gefilde. Sie stellte sich vor, wie das biedere Gemäuer immer kleiner wurde und in der Ferne verschwand. Schluss mit Sektempfang und Lachsschnittchen, Schluss mit öden Gesprächen und pastellfarbenen Strickpullovern, die lässig über den Schultern getragen wurden. 

Sie schaute sich um in den hellen, aufgeräumten Räumen, die zurückgeblieben waren. Hier hatte nichts mehr einen Platz, das sie nicht leiden mochte. Keine faulen Kompromisse würde sie mehr schließen. Lieber alleine mit erhobenem Haupt als zu zweit unter der Flagge der Angepasstheit segeln. Wobei segeln würde sie nie wieder. Es hatte ihr immer Angst gemacht und sie war nur mitgekommen, weil sie dachte, es müsste sein. In Zukunft würde sie zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren, in ihrem Tempo, ohne seekrank zu werden oder sich heimlich mit verkrampftem Lächeln an der Reling festzuklammern und zu hoffen, bald wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. 

Nun war sie an Land und Peters Yacht war hinter dem Horizont versunken. Sie goss sich noch ein Glas Champagner ein und trank es in einem Zug aus. Ihre Kur war noch nicht beendet. Es gab noch eine Menge Konventionen, die sie abspecken durfte, und sie freute sich darauf.  


Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt werden. Die Wörter lauteten Yachtclub, besenrein und abspecken und wurden gespendet von Anja mit ihrem Blog Annuschkas Northern Star.

Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Herzlichen Dank für die Inspiration, Anja und Christiane!

Hofbäckerei

01 Sonntag Mai 2022

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 6 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, Backen, König, Kuchen, Traum

Mir träumte, ich wäre eine Küchenmagd. Hunderte von uns rührten und kneteten, blanchierten Mandeln und trennten Eier. Es war ein Rufen und Schimpfen, Schaben und Kratzen.

Ich schlug Eiweiß in einer großen Schüssel. Ich wirbelte ich den schweren Schneebesen. Meine Schulter schmerzte, mein Handgelenk brannte. Ich hielt inne und schüttelte den Arm aus, doch schon hieß es weiterrühren. Ohne Unterlass und unter Qualen arbeiteten wir. Immer mehr Eier wurden in großen Körben hereingetragen, immer neue Berge frischer, gelber Butter, Säcke voll Mehl und Zucker. 

Das Rühren und Kneten nahm kein Ende. Akribisch prüfte der Koch, ob wir die Zutaten richtig vermengten. Die Konsistenz musste stimmen, die Rezeptur musste aufs Gramm eingehalten werden. Wir backten den Königskuchen und ein König würde die geringste Abweichung herausschmecken.

Mir schien, als hätte ich mein ganzes Leben in dieser Küche gestanden, geschwitzt und gerührt. Als wären wir alle schon immer hier gewesen und hatten uns geplagt. Doch der Kuchen wurde niemals fertig. 

Ich ließ den Schneebesen los. 

“Rühr weiter!”, befahl der Koch.

“Es gibt keinen Königskuchen”, sagte ich. “Es gibt keinen Kuchen und keinen König.”

“Ketzerei”, riefen einige.

“Sie hat recht. Weg mit dem Königskuchen”, schrien andere und warfen die Rührlöffel und Schneebesen weg. 

Es gab einen Tumult. Eischnee und Mehl flogen durch die Luft. Jemand kippte mir eine Schüssel mit Teig über den Kopf. Meine Augen verklebten, ich rutschte aus und fiel hin. Ich versank in der süßen Masse. Es wurde still um mich und ich erwachte. 

Ich backte einen Kuchen. MIt Zuckerguß schrieb ich darauf: Es gibt keinen König. 

Aber es gab einen Kuchen und den aß ich auf. 


Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt werden. Die Wörter lauteten Königskuchen, akribisch, träumen und wurden gespendet von Ludwig Zeidler, dem Erfinder der ABC-Etüden.

Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Herzlichen Dank für die Inspiration, Ludwig und Christiane!

Stoffhandel

17 Sonntag Apr 2022

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 7 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, Erzählen, Erzählstoff, Science Fiction

Sie ließ das Tuch durch die Finger fließen. Der Stoff schlüpfte kühl an ihrer Haut vorbei. Sie strich mit dem Handrücken über das schimmernde Gewebe. 

„Beste Ware“, sagte der Verkäufer. „Sie können darauf vertrauen, dass geschickte Hände jeden Faden nach alter Tradition gesponnen und verwoben haben.“

Er deutete auf die Filme an der Wand. Frauen in bunten Gewändern saßen auf dem Boden und stellten mit primitiven Geräten Stoffe her. Untermalt wurden die Bilder von fremdartigen, sanften Klängen – Musik der Azik. Suso kannte die Klänge aus Dokumentationen.  

Die Stoffe waren viel zu teuer für Suso. Die Ältesten sorgten für alles, was sie zum Leben brauchte, und sie erhielt jede Woche nur ein paar Münzen, über die sie frei verfügen konnte. Wie die meisten Menschen, die Suso kannte, hatte sie kaum Bedürfnisse, für die sie Geld ausgeben wollte. Doch jetzt konnte sie Augen und Finger nicht von diesen leuchtenden Stoffen lösen. 

Sie entschied sich für ein Tuch mit einem vibrierenden Muster, das vor ihren Augen zerfloss und neu entstand. Sie konnte die Farben nicht benennen, sie wandelten sich von Moment zu Moment. 

Zuhause strich sie über den Stoff und folgte dem Spiel der Farben. Sie hörte wieder die fremden Klänge. Sie blinzelte und schüttelte den Kopf, doch die Musik wurde nur lauter. Das Muster vor ihren Augen verschwamm und gewann wieder Kontur. Gestalten schälten sich heraus, Stimmen sprachen. Erst waren die Worte unverständlich, dann erschloss sich ihr der Sinn. Sie lauschte und schaute, wurde hineingezogen in die Geschichten, in das Gewebe, in den Erzählstoff, denn, das verstand sie, war es, was sie gekauft hatte: die Erzählungen der Azik. Sie sah mit ihren Augen, fühlte ihre Trauer und ihr Unglück, ihre Verzweiflung. Das Tuch war feucht von ihren Tränen. Oder waren es die Tränen der anderen?


Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt werden. Die Wörter lauteten Erzählstoff, sanft, vibrieren und wurden gespendet von Katha mit ihrem Blog Katha kritzelt.

Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Herzlichen Dank für die Inspiration, Katha und Christiane!

Untermiete

19 Samstag Feb 2022

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, Nachbarschaft, Zwerge, Zwergenfrau

„Oh“, sagte Frau Herbert.

„Guten Tag auch.“

„Entschuldigung“, sagte Frau Herbert.

„Weil Sie nicht gegrüßt haben?“

„Oh“, sagte Frau Herbert. „Ich war überrascht.“

„Worüber?“

„Ich hatte nicht erwartet …“

„Dass ich zu Hause bin? Warum haben Sie dann geklingelt?“

„Nein, ich wusste nicht. Ach, vergessen Sie es.“

„Sie läuten an meiner Tür und dann sagen Sie, ich soll es vergessen? Sie haben mich aus der Edelsteinbörse gerissen. Das ist meine Lieblingssendung!“

„Ach.“

„Ja, jetzt denken Sie, oh wie typisch, interessiert sich für Edelsteine.“

„Ich wusste gar nicht, dass ähm Menschen mit weniger senkrechtem Wachstums… ähm dass Menschen wie sie Edelsteine besonders mögen.“

„Wie kommen Sie denn darauf, dass ich ein Mensch bin?“

„Bitte?“

„Ich bin kein Mensch, ich bin ein Zwerg, genauer gesagt eine Zwergin. Ich sehe doch nicht aus wie ein Mensch.“

„Naja, so grundsätzlich …“

„Frechheit. Ich fühle mich zutiefst verletzt.“

„Entschuldigung.“

„Typisch Mensch. Ich frage mich, wie ich es unter euch aushalte.“

„Warum?“

„Weil es unerträglich ist mit eurer Ignoranz und Dummheit. Dazu der Dreck, die Abgase, die Erderwärmung und und und.“

„Ich meine, warum sind Sie dann hier?“

„Ach, und als nächstes kommt die Frage, wo ich eigentlich herkomme? Hab ich kein Recht, hier zu sein? Ich zahle Miete, ich zahle Steuern, ich trenne meinen Müll.“

„Wunderbar. Das freut mich.“

„Was wollen Sie überhaupt von mir außer mich zu beleidigen?“

„Ich wohne über Ihnen im Erdgeschoss.“

„Ja? Stört Sie das Graben? Ich höre pünktlich um 10 Uhr abends auf.“

„Ich wollte nur fragen, ob Sie etwas Salz für mich hätten.“

„Salz? Nein, ich habe eine Edelsteinmine.“

„Ok. Danke.“

“War’s das?“

„Ich hätte nur eine Frage bitte: Haben Zwergenfrauen keinen Bart? Das steht im Herrn der Ringe.“

„Solche queren Fragen beantworte ich nicht. Im Übrigen gibt es Rasierer und jetzt gehen Sie.”

Die Tür klappte zu.


Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt werden. Die Wörter lauteten Zwerg,  quer, fühlen. Gespendet hat sie Kain Schreiber mit seinem Blog Gedankenflut.

Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Herzlichen Dank für die Inspiration, Kain und Christiane!

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