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Das Bodenlosz-Archiv

Das Bodenlosz-Archiv

Archiv des Autors: Nina Bodenlosz

Im Halbdunkel

16 Donnerstag Mär 2023

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 3 Kommentare

Schlagwörter

Singleleben, Männer, Wunder des Alltags, ABC-Etüde, Dichterlesung, Lesung

Sie verlagerte ihr Gewicht auf dem unbequemen Holzstuhl. Sie könnte eine Entschuldigung flüstern, aufstehen und gehen. Aber das wäre grob.

Sie müsste außerdem durch die fast leere Kneipe laufen und die Dichterlesung stören. Klapp klapp klapp würden ihre Schritte auf dem Holzboden dröhnen. Warum hatte sie die lauten Stiefel angezogen? Mit Sneakers könnte sie wegschleichen. 

Dennoch würden es alle bemerken. Der Dichter ließ die Worte durch seinen Bart auf das Manuskript sickern. Die Lesung war eine fast lautlose Performance: Mann liest Text und murmelt. 

Der Dichter war zudem schwer zu sehen. Eine Lampe warf einen grellen Kreis aus Licht auf den Tisch vor ihm, der Dichter selbst war nur stellenweise erleuchtet. 

Ihre Begleitung war ebenfalls nur schemenhaft zu erkennen. Sie war, was das Äußere betraf, inzwischen genügsam. Solange sie sich gut unterhielt, war sie bereit, unscheinbaren und schlecht gekleideten Männern eine Chance zu geben. Während der Dichterlesung konnte sie jedoch mit dem dunklen Fleck neben ihr kein Wort wechseln. 

Bei der Begrüßung hatte sie einen schütteren Bart wahrgenommen, eine dicke Brille und dahinter dunkle Augen, die ihrem Blick auswichen. Erstaunlich elegante Hände nestelten am Programm der Lesung. 

Warum wollte ihre Freundin Sabine sie mit diesem Mann verkuppeln? Sie hatte sich im Singleleben eingerichtet, suchte nicht aktiv eine Partnerschaft und verabredete sich nur sporadisch mit den Menschen, die ihr das Leben vor die Füße spülte. Doch Sabine war überzeugt gewesen. Ihr passt so gut zusammen, hatte sie gesagt. Er ist kreativ wie du. Er spielt Gitarre und singt dazu. 

Sie hatte letztlich nachgegeben und einem Treffen zugestimmt, obwohl sie Liedvorträge zur Klampfe verabscheute. 

Sie nahm einen Schluck vom modrigen Rotwein. Michael oder Martin hatte vorgeschlagen, sich bei dieser Lesung zu treffen. Der Plan dahinter blieb rätselhaft. Vielleicht redete er ungern. Hauptsache, er würde nicht anfangen zu singen. 


Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt werden. Die Wörter für den März 2023 lauteten Dichterlesung, genügsam und verkuppeln und wurden gespendet von Werner Kastens und seinem Blog Mit Worten Gedanken horten.

Christiane stellt auf ihrem Blog “Irgendwas ist immer” regelmäßig eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Herzlichen Dank für die Inspiration, Werner und Christiane!

Ausreißerin

22 Mittwoch Feb 2023

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 8 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, Anerkennung, Eislauf, Mittelmaß, Preisrichter, Preisrichterin, Wettbewerb

Im Schnitt hing sie im Mittelmaß fest. Miese Einzelnoten drückten ihre Bestwerte jedes Mal nach unten. Sie ließen sie nicht gewinnen.  

Sie kannte die Mitglieder des Preisgerichts von anderen Wettbewerben. Sie konnte an ihren Mienen nichts ablesen. Die Blicke waren verschlossen, die Gesichtszüge in Stein gemeißelt. Ein Politbüro, das eine Parade abnahm. 

„Liebes, du bist gleich dran.“

Die Trainerin legte ihr den Arm um die Schultern. Als Kind hatte Dora ihre Berührungen gesucht, sich in ihre Nähe gedrängt. Vor jedem Einzeltraining hatte Dora die Haare zurückgezerrt, den Trainingsanzug zurechtgezupft, den Rücken kerzengerade ausgerichtet. Ordnung und Disziplin waren die Grundlage des Erfolgs. Sie saugte die Lehrsätze auf wie ein trockener Küchenschwamm. Sie betete sie zu Hause nach, auch wenn der Bruder sie nachäffte und die Eltern seufzten. 

Hatte die Trainerin sie geliebt? Sie hatte sie gelobt. Sie hatte ihr mehr Zeit gewidmet als den anderen. Sie hatte ihr eine Plüschmaus geschenkt, die abgewetzt in Doras Tasche lag. Inzwischen lächelte die Trainerin nicht mehr. Dora musste länger trainieren. Sie übte die Sprünge, die sie am wenigsten beherrschte, bis ihr Tränen über das Gesicht liefen und ihre Muskeln brannten. Doch die Trainerin brüllte nicht einmal mehr durch die Eishalle, wenn Dora patzte.  

Dora war eine Enttäuschung, vertane Liebesmühe.

Gefasst glitt sie auf die Eisfläche. Ihr Kostüm funkelte. Rote Steine auf blutrotem Stoff. Wenigstens das Kostüm zeigt Willensstärke, sagte die Trainerin. 

Die Musik setzte ein. Dora ließ sich mitreißen, sie öffnete ihren Körper weit, sprang hoch und kraftvoll, landete sicher. Sie strahlte. Sie hörte Applaus. Sie blickte zur Richterbank. Abschätzige Blicke trafen sie.

Sie lief wieder los, setzte weit über, holte Schwung und sprang höher als je zuvor. Sie flog über die Bande, den Preisrichtertisch und riss zwei Richterinnen mit sich zu Boden. Ihr letzter Rittberger war auf jeden Fall kein Mittelmaß.


Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt werden. Die Wörter für den Februar 2023 lauteten Schnitt, rot und beherrschen und wurden gespendet von Myriade vom Blog la parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée.

Christiane stellt auf ihrem Blog “Irgendwas ist immer” regelmäßig eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Herzlichen Dank für die Inspiration, Myriade und Christiane!

Drachenmutter

04 Samstag Feb 2023

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 5 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, drachen, Häkelmonster, Häkeln, Invasive Arten, Nachbarschaft

Sie schaute sich um. Sie wusste nicht, ob es verboten war, aber es gab immer irgendeine Vorschrift. Sie sprang hoch, zog den Ast herab und befestigte rasch das Tierchen. Sie ließ den Ast los, er schoss nach oben und rüttelte sich wild, bevor er seine Position wiederfand. Das Monster saß fest wie ein Cowboy auf einem bockenden Stier.  

Claudia hatte gelernt, Monster zu häkeln, als ihre Tochter ausgezogen war und sie mit dem Alleinesein nicht zurechtkam. Eine Bekannte hatte sie in das Monsterhandwerk eingeführt. Seitdem schenkte Claudia jede Woche ein, zwei Tierchen die Freiheit. Sie hinterließ geheime Zeichen. Überall im Viertel grüßten ihre Kreaturen aus dem Gebüsch. 

Sie hatte einen eigenen Stil entwickelt. Sie verwendete langlebiges Garn in intensiven Farben. Und sie häkelte Drachen, keine einfachen Monster. Ihre Drachen waren wenige Zentimeter lang und besaßen Flügel, einen langen Schwanz und ein edles Gesicht mit glänzenden Augen und geblähten Nüstern.  

In letzter Zeit waren die Äste oft leer. Vielleicht entfernte ein Amt die Drachen, vielleicht riss sie ein Nachbar herunter. Doch Claudia gab nicht auf. Je mehr Drachen verschwanden, desto mehr setzte sie aus. 

“Halt”, rief jemand und packte Claudia an der Schulter. 

“Lassen Sie mich los!”

“Sie sind die Irre, die die Viecher aussetzt?” 

Der Mann war eindeutig nicht vom Ordnungsamt. 

“Es sind harmlose Häkeltiere.”

“Harmlos? Die fressen heimische Vögel. Eins war in meiner Küche. Plünderte die Obstschale und bedrohte meinen Wellensittich. Die Polizei glaubt mir nicht, aber jetzt habe ich Sie auf frischer Tat ertappt.”

“Die Drachen sind aus Garn.”

“Das ist eine invasive, aggressive Art. Ich zeige Sie an.”

Claudia wollte sich losreißen, es gab ein Gerangel. Der Mann schrie auf. Drei kleine Drachen hatten sich in seinem Bart und in seinem Haar verkrallt. Sie zischten. Aus dem Maul des blutroten Drachens stieg Rauch auf. 

Claudia suchte das Weite.


Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt werden. Die Wörter lauteten Drachen, edel und häkeln und wurden gespendet von Christiane vom Blog “Irgendwas ist immer”.

Sie stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Herzlichen Dank für die Inspiration, Christiane!

Minenfeld

15 Sonntag Jan 2023

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

≈ 7 Kommentare

Schlagwörter

ABC-Etüde, Büro, Heftklammern, Kriegslogik, Sprache

“Ich möchte Munition zum Nachladen für meinen Tacker”, sagte Svenja. Frau Schmidt aus der Materialstelle fragte „Normale?” und verschwand in den Tiefen der Regallandschaft.

“Munition? Das klingt aber sehr militaristisch”, sagte Fred, der Betriebsratsvorsitzende. Er stand in der Tür und runzelte die Stirn.

“Wie soll ich das sonst nennen? So Klemmen, aber nicht diese verwinkelten, die man oben auf den Papierbogen schiebt, sondern die Quetschteile, mit denen man den Tacker füttert, der sie dann durchs Papier schießt?”

„Es heißt Heftgerät und die kleinen Teile zum Durchschießen sind Heftklammern”, sagte Frau Schmidt, die mit einem Schächtelchen in der Hand zurückgekehrt war. „Die anderen nennt man Büroklammern.”

„Wie soll man sich das merken, wenn man nicht vom Fach ist?”

„Schießen ist übrigens auch ein militärischer Begriff”, sagte der Betriebsratsvorsitzende. “Wir müssen sensibel sein angesichts der Weltlage.”

Sicher hatte er irgendwo recht. Doch Svenja bezweifelte, dass es die  weltpolitische Lage wesentlich beeinflusste, wenn sie beim Büromaterial nach Worten rang. Und gab es nicht sogar beim Weben, einem traditionellen und friedlichen Handwerk, einen Durchschuss? 

„Was schlägst du statt schießen vor, Fred?“, fragte Frau Schmidt. 

„Durchdrücken oder heften. Statt Munition könnte man Nachschub, nein besser Nachfüllmaterial sagen oder Heftklammern, nachdem wir jetzt alle wissen, wie es richtig heißt.“

„Wunderbar“, sagte Frau Schmidt und reichte Svenja das Päckchen. „Hier haben Sie Ihre Heftklammern für Ihr Heftgerät zum Heften. Aber heften Sie sachte, keine Gewalt!“ Sie zwinkerte. 

„Man kann das ins Lächerliche ziehen“, sagte der Betriebsratsvorsitzende. „Aber der Krieg infiltriert unsere Sprache. Er rückt vor. Problematische Begriffe sind Vorposten, die einer militärischen Denkweise den Weg bereiten. Wir sollten wachsam sein, bevor uns der Militarismus überrollt.“

Svenja überlegte, ob sie sich auf ein Redegefecht einlassen sollte. Dann trat sie den Rückzug an. “Fluchtsieger” kam ihr in den Sinn. Was immer das sein mochte, es traf ihre Strategie


Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt werden. Die Wörter lauteten Fluchtsieger, wunderbar und füttern und wurden gespendet von Ludwig Zeidler.

Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Herzlichen Dank für die Inspiration, Ludwig und Christiane! Auf ein neues Etüdenjahr!

Bloggewichtelt: Frau Bodenlosz zu Gast bei „Richtig gut schreiben“

03 Dienstag Jan 2023

Posted by Nina Bodenlosz in Allerlei, Schreiben

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Schlagwörter

Blog-Wichteln, Neujahrsgrüße, Rechtschreibung, Schönes neues Jahr, Texttreff, Weihnachtsgrüße

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Im besten Netzwerk der Welt Texttreff findet jedes Jahr ein Blogwichteln statt. Textinen schreiben Beiträge für die Blogs anderer Textinen. Ich durfte diesmal dem Blog „Richtig gut schreiben“ von Andrea Görsch und Katja Rosenbohm einen Text bescheren. Und weil es in „Richtig gut schreiben“ natürlich um gute und korrekte Texte geht, beschäftigt sich der Blogbeitrag mit den Tücken der Rechtschreibung vor allem um den Jahreswechsel herum.
Mehr dazu in meinem Beitrag Fehlerteufel.

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