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“Was ist mit dem, der sieht doch nett aus?”
“Der wär ok.”
“So wird das nichts.”
“Ich sag doch, der wär ganz ok.”
“Reicht das?”
“Ich weiß nichts über den. Da kann ich doch nicht begeistert sein.”
“Eine grundsätzliche Begeisterungsbereitschaft wäre zielführend.”
“Ich schließe nicht aus, dass ich mich begeistern lassen würde. Aber der erste Blick hat schon so oft getrogen.”
“Mit dieser Haltung lernst du nie einen neuen Mann kennen.”
“Es ist nicht einfach, immer wieder offen zu sein. Zu viele Abende habe ich mit Männern verbracht, die mir unterhaltsam und interessant erschienen waren.”
“Also gibst du auf?”
“Dann würde ich hier nicht mit dir sitzen. Was ist denn nun mit diesem Mann?”
“Du warst nicht begeistert.”
“Ich brauche mehr Information. Was macht er beruflich?”
“Hier steht: Landvermesser.”
“Bitte?”
“Landvermesser.”
“Gibts das noch? Wie in dem Roman von dem du weißt schon? Ich dachte, das geht jetzt mit Drohnen.”
“Hier steht: Landvermesser.”
“Wenigstens kein Jurist. Nie wieder treffe ich einen Juristen.”
“Also ist der Beruf ok?”
“Ich weiß nicht. Landvermesser. Die stechen das Land ab, um es besser vermarkten zu können. Ist das ein guter Beruf?”
“Vielleicht vermisst er Naturschutzgebiete.”
“Die Juristen haben alle für Immobilienhaie gearbeitet. Da war keiner dabei, der sich für Menschenrechte eingesetzt hat.”
“Du gehst immer vom Schlechtesten aus.”
“Wenn du so viel Erfahrung im Dating hättest wie ich, wärst du auch desillusioniert.”
“Also geben wir auf?”
“Nein, bitte lies weiter.”
“Du hast doch an allem etwas auszusetzen.”
“Ich bin nur vorsichtig.”
“Ich will dir helfen und du mäkelst herum. Ich finde das undankbar.”
“Muss ich mich mit dem Landvermesser treffen, um dir einen Gefallen zu tun?”
“Nein, schon gut.”
“Ich mache es glatt.”
“Was?”
“Ich treffe mich mit dem Landvermesser.”
Und so kam es zu Visualisierungen und Vermessungen, wenn auch nur stichprobenartig.
Eine ABC-Etüde zu den Wörtern Landvermesser, undankbar und aussetzen. Diese drei Wörter sollten in einem Text von maximal 300 Wörtern sinnvoll eingesetzt werden. Die Wörter für die Textwochen 41/42 des Schreibjahres 2020 stiftete Werner mit seinem Blog Mit Worten Gedanken horten.
Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.
Vielen Dank für die Inspiration, Werner und Christiane!