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„Röschen, Röschen, kommst du? Der Ballettunterricht beginnt.“
Rose, genannt Röschen, stöhnte und hielt sich die Ohren zu. Sie blieb auf dem Bett liegen und las noch einen Absatz. Das Buch war ein Krimi, keine Lektüre, die Roses Mutter befürwortet hätte. Aber Rose liebte es, in ihrem Himmelbett zu liegen, einen Krimi zu lesen und Pralinen zu essen. Sie wäre am liebsten nie wieder aufgestanden. Doch die Mutter rief noch einmal. Rose legte das Buch zur Seite, rollte sich aus dem Bett und lief in den Tanzsaal, wo die Ballettmeisterin schon auf sie wartete.
Roses Schwester, Zinnia, übte fleißig, doch die Ballettmeisterin war wegen Rose da. Sie war einmal eine berühmte Ballerina gewesen und eigens an den Hof geholt worden, um Rose zu fördern. In allen Fächern unterrichteten Rose Meister ihres Fachs. Fechten, Geschichte, Französisch, Chinesisch, Ackerwirtschaft, Geographie, Alchemie, Algebra, Kaligraphie und Astronomie gehörten neben dem Ballett zu ihrem Stundenplan. Ihre Gaben mussten gefördert werden. Sie waren eine Verantwortung.
Rose selbst hatte nicht das Gefühl, besonders begabt zu sein. Sie lernte nicht gern und ihre Lehrer verzweifelten. „Wüsste ich es nicht besser, Prinzessin“, sagte die Algebralehrerin, „dann würde ich glauben, ihr hättet keinen Kopf für Mathematik. Was mache ich falsch?“ Die anderen Lehrer waren nicht zufriedener mit Roses Leistungen. Die Königin tauschte sie aus, sobald sie einen neuen Gelehrten fand, aber es half nichts.
Dabei wusste jedes Kind, dass Rose keine normale Schülerin war.
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