Schlagwörter
ABC-Etüde, Aktivismus, Künstliche Intelligenz, Klimawandel, Winter, Winterschlaf
„Ich wünschte, ich könnte Winterschlaf halten. Ich würde mich im Herbst vollfressen und die schlimmste Zeit verschlafen. Im Frühjahr würde ich schlank erwachen und in der Sonne brunchen. Ausgeschlafen, ausgeruht und voller Tatendrang.“
„Ich finde den Winter ganz schön.“
„Er ist zu kalt. Wir verbrauchen Unmengen an Energie, um uns warmzuhalten. Die könnten wir durch Winterschlaf einsparen. Und die Diätindustrie wäre gleichzeitig ihr Geschäftsfeld los.“
„Wie sollte das denn funktionieren?“
„Wir könnten etwas schlucken und dann verschlafen wir den Winter. Es ist machbar. Die Bären halten großzügig Winterschlaf und es geht ihnen gut. Schildkröten graben sich ein, wenn es ihnen zu unwirtlich wird, und kommen erst wieder hoch, wenn das Wetter ihnen besser gefällt. Sicher könnte man eine Lösung für Menschen erfinden.“
„Wir sollen alle Drogen nehmen?“
„Vieles ist eine Droge: Kaffee, Schokolade, Vitamin D. Drogen sind nicht unbedingt schlimm.“
„Und wenn manche nicht schlafen könnten oder die Droge nicht schlucken? Das wäre der ideale Zeitpunkt für Raubzüge. Die Polizei schlummert, der Wachdienst schnarcht.“
„Du siehst immer Probleme.“
„Ich durchdenke die Dinge. Tiere haben keine Lagerhäuser, keinen Schmuck, kein Bargeld. Die können sich ruhig verkriechen. Aber wir?“
„Das lässt sich lösen. Maschinen könnten im Winter Wache halten.“
„Gruselige Idee, eine menschenleere winterliche Stadt, in der nur Roboter und Androiden aktiv sind.“
„Vielleicht würden die gemütlich in den Cafés sitzen und so tun, als ob sie Kaffee trinken, während sie sich aufladen. Vielleicht hätten sie eigene Social Media.“
„Und unter Umständen würden sie beschließen, dass Menschen stören.“
„Vielleicht schätzen sie uns mehr als wir selbst. Vielleicht helfen sie uns zu überleben, flehen uns an, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, oder werden Umweltaktivisten.“
„Wenn die Maschinen und Computer zusammenhalten und streiken, sind wir machtlos. Das wäre kybernetischer Terrorismus! Eine Cyber-RAF!“
„Wäre es Terrorismus, wenn die Menschheit dadurch gerettet wird?“
Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt werden. Die Wörter lauteten Schildkröte, großzügig und flehen und wurden gespendet von Natalie mit ihrem Blog Fundevogelnest.
Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.
Herzlichen Dank für die Inspiration, Natalie und Christiane!
Christiane sagte:
Na, das ist mal eine interessante Variante von „Heiligt der Zweck die Mittel?“, mag ich. Aber werden KIs jemals wirklich fühlen? Dass sie sich nicht wünschen können, in absehbarer Zeit zerstört zu werden (okay, was ist für KIs „absehbar“?), ist klar, wenn sie Bewusstsein haben … Ach, Science Fiction kann schon spannend sein 😀
Du bist übrigens früh dran heute.
Nachmittagskaffeegrüße 🌤️🍁☕🍪🍂👍
gkazakou sagte:
gemütlich daherkommend und bodenlos wie immer. Brrrr!
fundevogelnest sagte:
Witzig, das ist ein Thema, über das ich schon unendlich viel nachgedacht habe.
Ich bin überzeugt die Menschheit wäre eine komplett andere, wenn wir eine winterschlafhalrtende Spezies wären.
Ob Tierhalung, jahrlange Segeltörns, Aufrechterghaltung einer Elektrizitätsproduktion wie auch immer und allem was daran hängt, langfristige Behandlung chronischer Krankheiten …
und, und, und nichts davon wäre möglich wie wir es kennen.
Der Planet wäre vermutlich besser dran wäre es so.
Toller Text auf jeden Fall.
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Werner Kastens sagte:
Und die Krankheiten schlafen wir auch so einfach aus?