Dorothee klickte auf Senden. Weg war die Mail, lag schon im Briefkasten des Yachtclubs und würde am Montag von der Bürokraft geöffnet werden.
„Besenrein“, dachte Dorothee.
Sie hatte ihr Leben ausgeräumt und alles, was zu ihrer Beziehung zu Peter gehört hatte, sauber abgetrennt und in den Sperrmüll gegeben. Zurück blieb zwar nicht ihr altes Ich, sieben Jahre waren zu lange, um dieselbe zu bleiben, aber doch immerhin ein Ich, mit dem sie sich im Reinen fühlte.
Den Austritt aus dem Yachtclub hatte sie sich bis zuletzt aufgehoben, obwohl dieser Höllenort ihr am meisten zuwider gewesen war. Ihn zu verlassen symbolisierte so wunderbar ihren Aufbruch in neue Gefilde. Sie stellte sich vor, wie das biedere Gemäuer immer kleiner wurde und in der Ferne verschwand. Schluss mit Sektempfang und Lachsschnittchen, Schluss mit öden Gesprächen und pastellfarbenen Strickpullovern, die lässig über den Schultern getragen wurden.
Sie schaute sich um in den hellen, aufgeräumten Räumen, die zurückgeblieben waren. Hier hatte nichts mehr einen Platz, das sie nicht leiden mochte. Keine faulen Kompromisse würde sie mehr schließen. Lieber alleine mit erhobenem Haupt als zu zweit unter der Flagge der Angepasstheit segeln. Wobei segeln würde sie nie wieder. Es hatte ihr immer Angst gemacht und sie war nur mitgekommen, weil sie dachte, es müsste sein. In Zukunft würde sie zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren, in ihrem Tempo, ohne seekrank zu werden oder sich heimlich mit verkrampftem Lächeln an der Reling festzuklammern und zu hoffen, bald wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.
Nun war sie an Land und Peters Yacht war hinter dem Horizont versunken. Sie goss sich noch ein Glas Champagner ein und trank es in einem Zug aus. Ihre Kur war noch nicht beendet. Es gab noch eine Menge Konventionen, die sie abspecken durfte, und sie freute sich darauf.
Dies ist eine ABC-Etüde. Drei Wörter mussten in einen Text von maximal 300 Wörtern eingefügt werden. Die Wörter lauteten Yachtclub, besenrein und abspecken und wurden gespendet von Anja mit ihrem Blog Annuschkas Northern Star.
Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.
Herzlichen Dank für die Inspiration, Anja und Christiane!
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Christiane sagte:
Das hört sich so richtig nach Aufbruch und Neuanfang an, nach einer, die jetzt genau weiß, was sie will – und was auf keinen Fall mehr. Sehr gerne gelesen, ich bin sofort bei ihr. Und ich freue mich, dass du wieder bei den Adventüden mitschreibst! 🧡👍
Herzliche Sonntagmorgenkaffeegrüße ⛅🌳☕🍪🌼👍
Werner Kastens sagte:
Dia Yacht war versunken? Und hat sie dabei mitgeholfen?
Annuschka sagte:
Cool.