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Die Lichtung lag verlassen im Mondlicht. Nur in der Ferne rief ein Käuzchen. Klaas gähnte. Er war nicht für die Nachtschicht gemacht, aber bislang waren alle seine Bewerbungen als Sonnenstrahlbegleiter erfolglos gewesen. So saß er hier im Dunklen und fror. Hoffentlich waren die Ideen bald da und er konnte schlafen.  

Am Rand der Wiese bewegte sich etwas. Er ging hinüber und half dem kleinen engelhaften Wesen dabei, sich aus der Erde zu befreien. 

“Willkommen, Anna”, sagte Klaas. 

Anna strich sich die letzten Erdkrumen von den Flügeln und schluchzte. “Warum glaubt bloß niemand an mich?”

“Mach dir nichts draus, die besten Ideen brauchen oft am längsten.”

“Das sagst du doch nur so.”

“Du kommst noch groß raus.”

“Pah”, rief eine raue Stimme hinter ihnen und ging in Husten über. 

“Hallo Sybille”, sagte Klaas. 

Sybille spuckte Erde und räusperte sich. “Lässt sich kein komfortablerer Weg zurück finden? Ich habe sogar Erde in der Nase. Immer wieder werde ich unter lauter dummen und sinnlosen Ideen vergraben, muss mich mühsam hier herausarbeiten, um von dir registriert zu werden, muss erneut herumschwirren und jemanden suchen, der mich als Eingebung annimmt, werde bald vergessen und so weiter. Seit Hunderten von Jahren geht das so. Ich mag nicht mehr.”

“So ist es nun mal”, sagte Klaas. 

“Die Menschen sind einfach zu doof, um gute Ideen anzunehmen. Ich bin genial, aber sie verstehen mich nicht. Ich glaube fast, sie werden immer dümmer.”

“Aber nein”, sagte Anna, “wir müssen uns nur mehr Mühe geben.”

“Du bist doch auch schon ewig unterwegs.”

“Ich bin einfach nicht gut genug.”

“So ein Blödsinn”, sagte Sybille.

“Contenance”, sagte Klaas. “Es hilft nichts, ihr müsst wieder los.”

Schon schwirrten die beiden auf und verschwanden in der Ferne. 

Und wenn sie nicht doch jemanden begeistern konnten, dann irren sie noch immer umher.  


Eine ABC-Etüde zu den Wörtern Idee, engelhaft und vergraben. Diese drei Wörter sollten in einem Text von maximal 300 Wörtern sinnvoll eingesetzt werden. Die Wörter spendierte Ludwig Zeidler, der Erfinder dieses Spiels.

Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ stellt alle zwei Wochen eine neue Schreibaufgabe: Sie präsentiert eine Wortspende, die in einen Text zu integrieren ist, und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle, die Lust darauf haben.

Vielen Dank für die Inspiration, Ludwig und Christiane!