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Den Nachmittag verbrachte Frau Kalupke auf den Knien, um Tulpenzwiebeln zu setzen. Am nächsten Morgen zog Herr Kalupke die Zwiebeln wieder heraus, als seine Frau bei der Arbeit war.
Er verabscheute Tulpen. Spießige und plakative Blumen für Menschen ohne Tiefgang waren das.
Frau Kalupke hatte wohl gedacht, auch er wäre so. Deswegen hatte sie sich vermutlich in ihn verliebt. Als hätte er etwas mit einer Tulpe gemeinsam. Mittlerweile hielt sie ihm vor, er sei zu kompliziert und pflege einen abgründigen Humor.
Kurzweilig waren immerhin die Frühlingstage, an denen sie mit zunehmender Verzweiflung nach draußen starrte und wartete. Was hatte sie bloß falsch gemacht? Sie studierte und recherchierte. Nie war sie ihm auf die Schliche gekommen. Jahr um Jahr pflanzte und harrte sie vergebens.
Manchmal tat sie ihm fast leid. Er überlegte, ihr im nächsten Jahr eine einzige Tulpe zu lassen. Es wäre die Auferstehung ihrer Hoffnung.
Und er hätte das Wunder vollbracht.
Eine ABC-Etüde zu den Wörtern: Tulpenzwiebel, kurzweilig und auferstehen. Diese drei Wörter sollten in einem Text von maximal 300 Wörtern sinnvoll eingesetzt werden.
Die Wörter gespendet hat Veronika und ihrem Blog Vrojongliert.
Christiane vom Blog „Irgendwas ist immer“ schlägt alle zwei Wochen neue Wörter vor und sammelt die entstandenen ABC-Etüden. Ein vergnügliches Spiel, offen für alle die etüdisieren möchten.
Vielen Dank für die Inspiration an Christiane und Veronika, die Wortspenderin!
vro jongliert sagte:
Oh wie hinterhältig! Besser sie kommt ihm nicht drauf! Und dann sieht er sich auch noch so gönnerhaft, wenn er ihr nur eine einzige lässt
Danke für deine Etüde. Aber ein wenig empört bin ich jetzt schon über Herrn Kalupke
Liebe Grüße,
Veronika
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stachelbeermond sagte:
Wie fiiiees!! Aber gut! 🙂
Christiane sagte:
Was für ein Ekel. Und das als „abgründig“ zu titulieren, finde ich völlig gerechtfertigt. Ich kann solche Späße nicht leiden.
Schön, dass du es wieder geschafft hast! 😉
Liebe Grüße
Christiane
gkazakou sagte:
tolle Etüde über die Abgründe im Eheleben. Weide dich an der Enttäuschung des anderen, fühle dich dabei wie Gott. Wo wäre das heute noch möglich außer in der Ehe? Na, vielleicht in der Schulklasse. Jugendliche können auch so gemein sein.
Katharina sagte:
Wie gemein. Hätte er doch wenigstens was anderes einsetzen können. Vllt Sonnenblumen. 😉
Toller Text. Ich musste doch seht über diese kleine Boshaftigkeit lachen.
Grüße, Katharina
Myriade sagte:
Gefällt mir sehr. Ist das Bild auch von dir?
Nina Bodenlosz sagte:
Ja, von meinem Alter Ego 🙂
Freut mich, dass dir meine kleine böse Geschichte gefällt.
Schönen Ostermontag!
Myriade sagte:
Danke! Da muss ich schauen kommen ob dein alter ego noch weitere Bilder eingestellt hat