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Fluss-Muster; Grafik: K. Pollner

Weiße Steine liegen verstreut wie bleichende Gebeine auf der roten Erde.

Die Sonne hat dem Flussbett alle Geheimnisse entrissen.

Ihre Hände sind wund, doch sie hört nicht auf zu knoten und zu flechten, zu schlingen und zu winden.

Rastlos und unbeirrt folgt sie dem langwierigen Prozess.

Sie fügt die grauen Strähnen in ein Muster.

Sie klöppelt ein Gespinst um ihren dürren Körper.

Sie wickelt sich in eine dichte Haut aus sieben Lagen grauer Spitze.

Sie schließt sich ein und wartet.

Sie schweigt, denn ihre Zunge klebt schon lange fest an ihrem Gaumen.

Und hier ist niemand, die sie fragen kann.

Erst wenn der Regen kommt, wird sie der Fluss in ihrem Kokon mit sich tragen und ihre Zunge lösen.


Auch diese ABC-Etüde ist durch eine Schreibeinladung des Blogs von Christiane „Irgendwas ist immer“ entstanden (Schreibeinladung für die Textwoche 49.17).

Frau Myriade vom Blog la parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée spendete drei Wörter (Flussbett, langwierig und klöppeln. Daraus war eine Kürzestgeschichte zu bilden (maximal zehn Sätze).