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Heute früh fand ich in meinem Stiefel einen Text für das Bodenlosz-Archiv. Den Nikolaus gespielt hat Livia Grupp, Texterin aus Mannheim und ebenfalls Mitglied im Texttreff.
Jedes Jahr wird im Texttreff gewichtelt. Wer ein Blog hat, darf es als Los in den Hut stecken und zieht ein anderes heraus. Mein Los hat Livia Grupp gezogen, was mich sehr freut.
Neben ihrer Texterei betreibt sie selbst zwei Blogs: http://textundschreiben.de/blog.html enthält Rezensionen und Tipps zum (kreativen) Schreiben;und http://www.buntesegel.de ist ein Logbuch der Vielseitigkeit. Mit kreativem Schreiben hat sie ebenfalls zu tun und, wie man lesen wird, der NaNoWriMo ist ihr nicht völlig fremd.
Aber nun soll sie selbst zu Wort kommen. I proudly present: Livia Grupp on Bodenlosz-Archiv.
Livia Grupp
Nanowrimo / What’s another year …
Hallo Orell und Miranda,
na, wie geht‘ s? Lange nicht gesehen, ich weiß. Es ist jetzt über ein Jahr her, dass ich euch versprochen habe, eure Geschichte zu Ende zu erzählen.
Wie ihr wisst, konnte ich einfach nicht weitermachen, damals im November 2011. Ihr habt es mir aber auch nicht gerade leicht gemacht. Mitten im NaNoWriMo habt ihr mich verlassen. Nach 16.000 Wörtern musste ich aufhören. Was war das, ein gemeinsamer Streik der Romanfiguren? Oder meine eigene Schreibblockade?
Was ist denn eigentlich euer Problem? Was soll denn die Leser so fesseln, dass sie unbedingt mehr von euch wissen wollen? Wenn euch dazu nichts einfällt und mir auch nicht – dann trägt trotzdem die Autorin die Schuld, wie? Ist ja leicht, immer den verantwortlich zu machen, der als Verfasser gilt. Sieht euch Figuren ähnlich.
Dabei wissen es alle Schriftsteller – und auch Nina betont es gerne –, dass die Figuren ihr Eigenleben beim Schreiben entwickeln und dass ihr sozusagen die Hand des Schreibers führt.
Dann will ich hier mal festhalten: Ich war da, ihr aber nicht.
Die Frage ist nun, wie kommen wir wieder miteinander ins Geschäft:
- Ich für meinen Teil war ja in den letzten 12 Monaten nicht ganz untätig: Während ihr stillgehalten habt, habe ich mehrere Bücher über das Schreiben gelesen. In der Theorie ist mir jetzt alles klar.
- Was die Schreibblockade angeht: Zur Not werde ich künftig über meine Gedanken beim Schreiben oder über die blöde Schreibblockade selbst schreiben, oder ich gehe an die frische Luft und mache Qigong oder ich lese am besten einen guten Satz von Nina Bodenlosz. Dann klappt es auch bei mir wieder.
Was ich noch loswerden wollte: Meine Freundin findet das ja schon ganz gut, was in dem angefangenen Roman steht. Das hab ich zuerst gar nicht verstanden. Aber jetzt nach einem Jahr, wenn ich es selbst so lese, als wäre es neu, dann finde ich schon, dass sie Recht hat. In gewisser Weise ist das schon spannend mit euch! Ich habe daher nochmal alles durchgelesen, was wir zusammen erarbeitet haben. Und ich habe Szene für Szene zusammengefasst. Und die Wahrheit ist: Es passiert zu wenig.
Bitte denkt daran, dass die Leser mit euch nicht nur in der Vergangenheit schwelgen wollen oder in Gefühlsduselei. Was immer ihr tut, soll wichtig sein, für alles, was danach passiert. Lasst es auf einen Höhepunkt zusteuern, so dass wir mit euch gemeinsam zum Kern der Geschichte vordringen und auch eine Lösung finden. Ich finde, dass ihr dafür eigentlich alleine zuständig seid, denn letztlich ist es doch eure Geschichte. Aber natürlich will ich euch helfen, wo ich kann. Außerdem hätte ich an manchen Stellen mehr Details zu eurer Lebensumgebung, nur so als Anregung, OK?
Wie findet ihr das? Macht ihr wieder mit? Und könnt ihr auch die anderen Gestalten motivieren?
Ich hoffe sehr, Ihr seid dabei und freue mich auf ein Wiedersehen.
Ich bin gespannt auf eure Antwort.
Bis bald
Eure Livia
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Nina Bodenlosz sagte:
Liebe Livia,
lange hat es gedauert, bis ich dir antworten kann. Nina passt auf, dass ich mich nicht an ihr vorbei ins Internet stehle. Sie will immer alles kontrollieren.So ist sie. Aber jetzt ist sie gerade abgelenkt und ich nutze die Gelegenheit.
Ach ja, ich bin Franziska, Franziska Pannier. Im November hat Nina fast jeden Tag ein paar Stunden mit mir verbracht. Es war eine intime Freundschaft. Aber dann, am 30. November, ist irgendetwas geschehen. Gerade als ich eine Freundin dringend gebraucht hätte, hat sie mich alleine gelassen. Ich saß im Bus zur Arbeit. Ich dachte, wir sprechen uns jetzt mal wieder richtig aus. Aber sie war weg. Wenn man sie braucht.
Dabei hatte sie mich in die Situation hineingeritten. Sie hat darauf bestanden, dass ich mich verlieben sollte. In diesen Wicht – naja, rein physisch ist er eher ein Riese. Ich habe gezaudert und versucht, sie abzulenken. Ich habe ihr von meiner Kindheit erzählt, von den Nachbarn, von meinen Ängsten und Träumen, sogar über Krankheiten habe ich geredet. Eine Weile klappt das bei ihr immer. Doch das mit dem Verlieben wollte sie mir nicht ersparen.
Jetzt habe ich den Salat und sie tanzt auf anderen Hochzeiten. So können Autorinnen sein. Brutal und rücksichtslos.
Liebe Livia, vielleicht wollen deine Figuren auch mal am langen Zügel geführt werden? Wir Figuren können nicht immer aktiv sein. Wir brauchen Zeit, wir haben Angst. Auch wir haben Gefühle!
Ihr Autorinnen fordert immer: Handle! Schwafle nicht rum! Los jetzt!
Das kann hart sein. Und führt irgendwann zum Burnout oder zur Verweigerung. Außer bei den knallharten Pappkameraden. Aber willst du mit denen zusammenarbeiten?
Oh, Nina kommt zurück, ich muss Schluss machen.
Ich wünsche dir und deinen Figuren einen neuen Start. Haben sie sich schon bei dir gemeldet? Oder lässt du sie auch nicht an die Tastatur.
Ja, ist gut Nina. Ich geh ja schon. Lass mich nur kurz –
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Livia sagte:
Pssst, hallo, Franziska. Franziska! Halloooo! Oder… Nina?
Tja, kaum ist Weihnachten vorbei, steht ein neues Jahr bevor – was sage ich, ein neues Leben – aber es guckt mal wieder keiner.
Ich bin’s, Miranda. Und wenn du das liest, liege ich wahrscheinlich wieder in meinem eiskalten gläsernen Sarg. Zeit – ja, Zeit habe ich massig.
Meiner Autorin hat es gefallen, mich einfrieren zu lassen. Ich soll mehrere Jahre liegen, bis eine Heilung für meine Krankheit gefunden wird. Und jetzt kommt’s: Ich werde irgendwann aufgeweckt, und die Welt ist eine völlig andere. Ich kann dir sagen: DAS sind Probleme.
Da wäre mir so ein Verlieben wie bei dir viel angenehmer. Weißt du, Franziska, so eine Liebelei – da würde ich meine Rolle mit dir tauschen wollen. Besser als diese eisige Kälte, wo ich noch ein paar Wochen verbringen muss. Ich bin doch auch nicht mehr so ganz taufrisch. Wäre wirklich an der Zeit, dass dieser Held auftaucht. Meinetwegen auch in der Zukunft. Es sei denn…, oh mir schwant Böses, hoffentlich kommt mir die Livia jetzt nicht mit diesem Orell, der ist doch noch ein halbes Kind.
Nun ja, sie hat UNS aufgefordert, aktiv zu werden. Also werde ich sie an die Tastatur locken und dann… dann suche ICH mir einen aus, vielleicht so einen wie Marco. Der war schließlich mal mein Sandkastenfreund… Hehehe ich lasse sie einfach eine Zeitmaschine erfinden, ein bisschen Spaß muss sein ;-).
Und nun, still halten! Ich muss wieder in mein kaltes Bett, sie hat was gemerkt … Pssst! Und alles Gute!